SICHERHEIT UND GERECHTIGKEIT
FÜR ALLE

Offener Brief

von Antidiskriminierungs-Berater*innen aus NRW

an die Landesregierung NRW

zur Ungleichbehandlung fliehender und geflüchteter Menschen

und dem ihr zugrunde liegenden Rassismus

31.01.2023

Sehr geehrte Mitglieder der Landesregierung in Nordrhein-Westfalen,

stellen Sie sich vor, Sie sind Berater*in in einer Beratungsstelle, in der Menschen zu ihrem Asylverfahren oder zu Diskriminierung beraten werden. Sie sitzen vor einem Menschen, der nach Deutschland flüchtete und den Sie bereits seit mehreren Jahren kennen. Dieser Mensch kämpft, denn er möchte arbeiten, möchte in eine Wohnung ziehen, möchte sich ein Leben aufbauen. Das wird ihm seit Jahren verwehrt. Er sitzt in einer Unterkunft, die er nicht sein Zuhause nennen kann, er kann seine Familie oft nicht erreichen, er darf nicht arbeiten, denn es ist verboten, und bei Behörden und Ämtern erfährt er nicht nur bürokratische Zurückweisung, sondern nicht selten auch Rassismus. Er war sich so sicher gewesen, dass Deutschland besser ist. – Nun sieht er, wie Menschen aus der Ukraine fliehen. Genau wie er damals aus Afghanistan. Er sieht, wie sie unmittelbar eine Arbeitserlaubnis bekommen, in Wohnungen ziehen dürfen, ihre Universitätsabschlüsse anerkannt werden, ihre Kinder in die Schule schicken können und wie stark sich die Politik solidarisiert. Er sitzt vor Ihnen und fragt: „Warum werden wir nicht auch so behandelt? Warum gelten für uns andere Regeln? Sind wir nicht genauso Menschen?“ – Sie sitzen vor ihm, sollen ihn beraten. Was antworten Sie? Welche Antwort können Sie geben, die Sie mit Ihrem Gewissen vereinbaren können? 

In genau dieser Situation befinden wir uns, Berater*innen, die in Beratungsstellen mit den Schwerpunkten Antidiskriminierung, Flucht, Migration und Asyl in NRW arbeiten. Wir beraten Menschen, die rassistische und weitere Diskriminierung erfahren und sind über das ganze Bundesland verteilt. Wir wenden uns an Sie, verehrte Mitglieder der Landesregierung in NRW. Denn wir stehen vor einer unvertretbaren Aufgabe: Wir müssen Menschen erklären, dass die Ungleichbehandlung, die sie erfahren, politisch gewollt ist. Dass die Anwendung der Gesetze zu dieser rassistischen Diskriminierung führen.

Anlagen zu unserem Brief

Zu diesem Brief finden sich Anlagen. In den Anlagen zeigen wir Ihnen auf, wie sich diese rassistischen Praxen in unterschiedlichen Lebensbereichen fliehender und geflüchteter Menschen auswirken. Dabei beziehen wir uns auf juristische, institutionelle und individuelle Handlungspraxen, mit denen wir in den Beratungsstellen, in unserem Berufsalltag kämpfen. 

Sie betreffen den Umgang mit Menschen auf der Flucht, bei ihrer Ankunft in Deutschland, ihrer Unterbringung, ihren Zugängen zu Arbeit und Bildung und im Alltag. (Wir erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit dieser Punkte und sind dankbar für jeden Hinweis auf weitere Ungleichbehandlungen.) Das Chancen-Aufenthaltsrecht, das unlängst verabschiedet wurde, möchte zwar die Kettenduldung abschaffen, aber es behebt die grundsätzliche Ungleichbehandlung von geflüchteten Menschen nicht. Zudem enthält es sogar Verschärfungen im Ausweisungs- und Abschiebungshaftrecht. Dies verurteilen wir aufs Schärfste.

Ungleichbehandlung zeigt sich im Vergleich

Die Ungleichbehandlung, die wir anprangern, zeigt sich in unserem Beratungsalltag vor allem, wenn wir den Umgang mit ukrainischen Geflüchteten im Vergleich zum Umgang mit anderen Geflüchteten beobachten: mit Drittstaatangehörigen, insbesondere Schwarzen Studierenden, die aus der Ukraine fliehen; mit Menschen of Color, insbesondere solche, die muslimisch gelesen werden und 2015 aus Syrien und 2021 aus Afghanistan flohen; mit Schwarzen und muslimisch gelesenen Menschen, die aus unterschiedlichen afrikanischen Ländern nach Europa flohen und fliehen, so sie es denn überhaupt nach Deutschland schaffen und nicht bereits unterwegs durch illegale Abschreckungs- und Rückdrängungsmaßnahmen der EU daran gehindert wurden und werden. – Es ist kein Zufall, dass es sich bei denen, die besser behandelt werden, um Menschen handelt, die weiß und christlich gelesen werden und bei denen, die schlechter behandelt werden, um Menschen, die Schwarz und/oder muslimisch gelesen oder anders rassifiziert werden. 

Rassismus hat eine Jahrhunderte währende Geschichte, deren Kontinuitäten sich in diesem politischen und gesellschaftlichen Handeln zeigen. Dies zu benennen ist uns ein wichtiges Anliegen. Denn derzeit werden Menschen, die von anti-Schwarzem Rassismus und anti-muslimischem Rassismus betroffen sind, systematisch die gleichen Rechte verwehrt. Das ist struktureller Rassismus. Und das muss strukturell abgebaut werden.

Umgang mit ukrainischen Geflüchteten als Paradigma

Ukrainischen Staatsangehörigen wird der volle Schutz für Kriegsflüchtlinge gewährt, womit der vereinfachte Zugang zu Integrationsmaßnahmen, zur Arbeitsaufnahme, zu Schulen und Universitäten einhergeht. Und das ist gut und richtig so. Deutschland zeigt im Umgang mit ukrainischen Geflüchteten, was es kann. Politik zeigt, was sie kann. Dieser Umgang muss als Paradigma gelten, wie wir mit allen fliehenden und geflüchteten Menschen umgehen könnten und müssen. Ja, müssen. Dazu verpflichtet uns die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte, das Recht auf Asyl und am Ende schlicht unsere eigene Menschlichkeit. 

Wir fordern Sie auf, den politischen Diskurs und Migrationspolitiken im Sinne einer menschenrechtspolitischen Haltung mitzugestalten, indem Sie zu den Ungerechtigkeiten der Ungleichbehandlung von geflüchteten Menschen sprechen und sich öffentlich dagegen positionieren. Wir brauchen Ihren politischen Willen für Veränderung, für die Beendigung rassistischer Praxen und für die Einhaltung von Menschenrechten.

Schließlich wird dies nicht die letzte Fluchtbewegung gewesen sein. Um in Zukunft die Ungleichbehandlung nicht fortzusetzen und die Menschenrechte rassismusärmer einzuhalten, müssen wir jetzt einen menschenwürdigen Umgang mit allen fliehenden und geflüchteten Menschen finden und etablieren.

Was wir mit diesem Offenen Brief erreichen wollen

Wir möchten, dass die Ungleichbehandlung sichtbar wird, dass sie abgebaut und ein Verständnis für den ihr zugrundeliegenden Rassismus aufgebaut wird. Denn auch das verstehen wir als Antidiskriminierungs-Beratungsstellen als Teil unseres (Bildungs-) Auftrags.

Die Macht zur Veränderung einiger der in den Anlagen zu diesem Brief detailliert aufgeführten Missstände liegt in Ihren Händen, weil sie auf Landesebene entschieden werden können. Andere nicht. Uns ist dennoch wichtig, diese Punkte zu benennen, weil sie sich direkt auf unsere Arbeit auswirken, die wir in NRW leisten und auch, um ein Gesamtbild der Problemlage zu zeichnen. Wir fordern Sie dazu auf, sich in Ihrem politischen Handeln dafür einzusetzen, dass auch auf EU-, Bundes- und kommunaler Ebene ein dringend nötiger Wandel eingeleitet wird. Bitte führen Sie innerparteilich und die politischen Ebenen übergreifend Gespräche. Setzen Sie das Thema Ungleichbehandlung fliehender und geflüchteter Menschen auf die Agenda!

Für uns Berater*innen ist der aktuelle Zustand oft kaum auszuhalten. Es ist ungemein schwierig, einen solchen Brief zu schreiben und angesichts der massiven Ungleichbehandlung unserer Klient*innen nicht polemisch zu werden. Wir bitten und erwarten, dass Sie sich mit aller Kraft für die Abschaffung rassistischer Praxen einsetzen. Bitte stellen Sie sich die Frage: Was möchten Sie als Berater*in antworten können, damit Sie ruhig schlafen können?

Wenn Sie Rück- oder Verständnisfragen zu unserem Brief und seinen Anlagen haben sollten, würden wir uns sehr freuen, mit Ihnen darüber ins Gespräch zu kommen.

Selda İlter-Şirin, Münevver Toktas, Clara Petersen, Gema Rodríguez Díaz & Gülgün Teyhani

stellvertretend für Antidiskriminierungs-Berater*innen aus den folgenden Organisationen:

Erstunterzeichner*innen

Die folgenden Menschen und Organisationen stehen an unserer Seite, problematisieren die in unserem Brief formulierten Missstände und fordern mit uns gemeinsam die Beendigung rassistischer Ungleichbehandlung von fliehenden und geflüchteten Menschen. 

  • Prof. Dr. Karim Fereidooni / Ruhr-Universität Bochum
  • Prof. Dr. Claus Melter / Fachhochschule Bielefeld
  • Prof.'in Dr.'in Schahrzad Farrokhzad / TH Köln
  • Prof.'in Dr.'in Susanne Spindler / Hochschule Düsseldorf
  • Prof.'in Dr.'in Elizabeta Jonuz / Hochschule Hannover
  • Prof.'in Dr.'in Yasemin Karakaşoğlu / Universität Bremen
  • Prof. Dr. Werner Schiffauer / Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder)
  • Merfin Demir / Terno Drom e.V.
  • LAGM*A Landesarbeitsgemeinschaft Mädchen*arbeit NRW e.V.
  • Landesarbeitsgemeinschaft Jungenarbeit NRW e.V.
  • In-Haus / Integrationshaus e.V.
  • Mithu Sanyal / Schriftstellerin
  • Şeyda Kurt / freie Journalist*in, Moderator*in, Buchautor*in & Speaker*in
  • Jasmin Mouissi / Trainerin, Beraterin & Referentin Anti-Rassismus, Rassismuskritik und Empowerment
  • Caro Frank / Trainerin, Beraterin & Referentin für Antidiskriminierungsarbeit / Dortmund
  • Integrationsmanagement, ASK / Neuenstein

 

Weitere Unterzeichner*innen

Nach und nach schließen sich immer mehr Menschen dem Brief und seinen Forderungen an. Weiter unten auf dieser Seite können auch Sie den Brief mitzeichnen. Bitte lesen Sie zunächst auch die Anlagen! - Bisher unterstützen diesen Brief auch:

  1. Isabel Teller / GBB Aachen / Juristin für Antidiskriminierungsrecht & Mediatorin / Aachen
  2. Dr. Zübeyde Duyar / Bielefeld
  3. Nicole Erkan / AMURA - Servicestelle Antimuslimischer Rassismus und Intersektionale Feminismen / Duisburg
  4. Lali Mgaloblishvili / Siegen
  5. Gül Ditsch / VAKS e.V. / Siegen
  6. Silvana Ferraguti / Duisburg
  7. Manuel Raichle, einfachmachen. gUG, Siegen
  8. Stephan Böhmer / Verein für soziale Arbeit und Kultur Südwestfalen e.V. / Freudenberg
  9. Ferruh Fidan / Duisburg
  10. Sylvia Amiani
  11. André Pabst / Köln
  12. Prof.in Dr. Kristina-Maria Kanz / Münster
  13. Sarah Vecera / evangelische Theologin, Autorin und Bildungsreferentin
  14. Margriet Homan / Mainz
  15. Jessica N'Guessan
  16. Thorsten Steinmeier / Karlsruhe
  17. Antonia Henrike Kura / Berlin
  18. Luisa-Theres Sinate / Falkensee
  19. Mirjam Österreicher / A-2380 Perchtoldsdorf
  20. Anna-Lena Krieg / Marburg
  21. Dr. Claudia Währisch-Oblau / Essen
  22. Mareike Schnedler / Kassel
  23. Juliane Gayk / Essen
  24. Friederike Braun / Gaißach
  25. Jonathan Wahl / Marburg
  26. Andreas Heck / Bochum
  27. Dagmar Brinkmann / Essen
  28. Jenniger Wenhake / Essen
  29. Evangelische Gemeinde zu Düren
  30. Christian Ott / Neubrandenburg
  31. Julia Grehn
  32. Hanna Marie Maedge
  33. Fanny Lichtenberger / Leipzig
  34. Melanie Faria / Bochum
  35. Beratungsstelle gegen Alltagsrassismus / Kreis Mettmann
  36. Katrin Heinichen / Bochum
  37. Miriam Albrecht / Essen
  38. Nina Buchholt / Bielefeld
  39. Margareta Trende / Pfarrerin / Berlin
  40. Vald / Bochum
  41. Diana Speth / Hohenstadt
  42. Heidrun Höck / Friedberg
  43. Lisa Koens
  44. Bassam Ghazi / Regisseur / Köln
  45. Barbara Matt / Dortmund
  46. Andrea Rückert / München
  47. Saskia Hemminghaus
  48. Kathrin Bonner
  49. Anja Hoppermann / Diversity Trainerin / Duisburg
  50. Margot Lachhab
  51. Trine Blom / Bochum
  52. Marianna Reiche
  53. Malte Möring / Bochum
  54. Erika Denker / Wilnsdorf
  55. Emily Claire Carrell / Leipzig
  56. Christa Carrell / Illerkirchber
  57. Jonas Peter / Bochum
  58. Katharina Olgun / Münster
  59. Simone Eisenlohr / Frankfurt
  60. Jannis Eicker / Kassel
  61. Jana Fritzlar / Hamburg
  62. Welsing Thomas / Paderborn
  63. Florian Grawan / Hannover
  64. Doris Büttner / Offenbach am Main
  65. Brigitte Bürkel / Gaißach
  66. Aygül Arslan / Duisburg
  67. Freya Nagorny / Siegburg
  68. So Hee Martischius / Neustadt
  69. Lena Moers / Berlin
  70. Tabea Darboe
  71. Heidrun Rudzio / Beckum
  72. Lucia Kiduma / Stadthagen
  73. Jens Kronmüller / Hamburg
  74. Julia El Abdouni / Stolberg
  75. Mirjam Heller / Freiburg
  76. Miriam Erzuah / Hamburg
  77. Jenny Gardke / München
  78. Rita Heinz / Hürth
  79. Ronja Zahn
  80. Lisa Ribler / Berlin
  81. Anna Eckhardt / Ravensburg
  82. Freimuth Alisha / Karlsruhe
  83. Sonja Lugoloobi / Korschenbroich
  84. Oleksii Dorychevskyi / Bonn
  85. Kids- und Teenstreff KEZZ / Dortmund
  86. Ali Sirin / Dortmund 
  87. Karen Steinmetz / Berlin
  88. Hatice Dinler / Lüdinghausen
  89. Shiva Shafahi
  90. Parastou Forouhar / Mainz
  91. KuLKids / Berlin
  92. Elisa D 
  93. Nurias Grigoriadis / Berlin
  94. Freimuth alisha/ Karlsruhe
  95. Britta Baar /Büsum
  96.  Sonja Lugoloobi/ Korschenbroich
  97. Janina Adler / Heppe
  98. Freimuth alisha / Karlsruhe
  99. Anna Eckhardt / Ravensburg
  100. Heinz, Rita / Hürth
  101. Jens Kronmüller / Hamburg
  102. Julia El Abdouni / Stolberg
  103. Miriam Erzuah / Hamburg
  104. Heidrun Rudzio / Beckum
  105. Lucia Kiduma / Stadthagen
  106. Lena Moers / Berlin
  107. Tabea Darboe 
  108. Freya Nagorny / Siegburg
  109. Sun Hee Martischius / Neustad
  110. Aygül Arslan / Duisburg 
  111. Brigitte Bürkel / Gaißach
  112. Jonathan Wahl/ Marburg
  113. Jonas Peter / Bochum
  114. Martina Mlody / Bad Karlshafen
  115. Doris Büttner / Offenbach am Main
  116. Aygül Arslan / Duisburg
  117. Ute Stahl / Köln
  118. Wiebke Wexeler / Dortmund
  119. Kim Laura Wortmann / Berlin
  120. Iris Wolf / Dortmund
  121. Saliha Shagasi / Köln
  122. Jannik Willers / Bielefeld
  123. Ahmet Edis / stlv. Vorsitzender Integrationsrat der Stadt Köln / Köln
  124. Hannah Pieper / Köln
  125. Thomas Mecha / Dortmund
  126. ADB Köln / Öffentlichkeit gegen Gewalt e.V. / Köln
  127. Maria Wamer 
  128. Roland Borch / Dortmund
  129. Veronika Heiligmann/ Köln
  130. Lilli Grieshaber-Tholen/ Düsseldorf
  131. Juliane Schulz/ Steinfurt
  132. IFAK e.V. -Verien für multikulturelle Kinder-und Jugendhilfe -Migrationsarbeit / Bochum
  133. Lilia Lawruk Integration-Kulturzentrum e.V. im Kreis Mettmann / Mettmann
  134. Yannick Orth / Münster
  135. Hanim Ezder, BFmF e.V. / Köln
  136. Hüsna Sarac / Köln
  137. Nazanin Voskort / Greven 
  138. Rosa Strippe e.V. / Bochum
  139. Kin-Top Förderungszentrum e.V. / Düsseldorf
  140. Jennifer Zepp Deutsch-Türkischer Verein Köln e.V. / Köln
  141. Margarete Wösthoff Praxis KEG . Kooperation für Entwicklung und Gestalttherapie / Duisburg
  142. Eva Daub / Frauenberatung Arnsberg / Arnsberg
  143. Rom e.V. / Köln
  144. Marion Wilczewski / Duisburg
  145. Birgit Richterich / Duisburg 
  146. Christine Osiw Flüchtlingshilfe Solingen e.V
  147. Roman Gerhold / Bochum
  148. Tamara Tabakovic-Halilovic (Integration-Kulturzentrum e.V. im Kreis Mettmann) /Bad Karlshafen: 
  149. Annegret Mayr / Siegen
  150. Hannelore Laakmann (Patin einer Familie)/Fröndenberg
  151. Flüchtlingshilfe Solingen e. V./Solingen
  152. Seebrücke Duisburg / Bad Karlshafen
  153. Enes / Bad Karlshafen
  154. Björn Das / Frankfurt am Main
  155. Innosozial gGmbH / Ahlen
  156. Matthias Ganter / Frechen
  157. Sarah Halfmann / Bad Karlshafen
  158. Hannah Sander / Bad Karlshafen
  159. Peter Weiss / Berlin
  160. Elke Uhl /Psychol. Psychotherapeutin / Köln
  161. Der Runde Tisch gegen Rassismus / Rhein-Erft-Kreis
  162. Grundsätze hab8cht e.V.
  163. Abdul Khalek Shikh Suliman / Kreisjugendwerk der AWO Dortmund
  164. Gönül Karasu / Hamburg
  165. Miriam Theis / Hattingen
  166. Ali Sirin / Dortmund
  167. Aylin Azat / Gladbeck
  168. Kemal / Monheim-am-Rhein
  169. Najibullah Aopemiri / Dortmund
  170. Kamal Alhomsi / Dortmund
  171. Yildirim Niyazi / Sozialpädagoge Dortmund
  172. Golnaz Zoleikani / Köln
  173. Mustafa Sirin / Essen
  174. Sahin, Fatime / Dortmund
  175. Filiz Sirin-Gündüz / Essen
  176. Kadriye ufak / Dortmund
  177. Veli Sirin / Duisburg
  178. Ayşe Dökmeci / Dortmund
  179. Hamburger Hilfskonvoi e. V. / Hamburg
  180. Samirah Bevers / Duisburg
  181. Ciara Reilly, Train of Hope Dortmund e.V.
  182. Gündüz Kubilay / Essen
  183. Sanaz Zoleikani / Dortmund
  184. İlhan Nuran / werne
  185. Eric Schmidl (Human Aid Collective e.V.) / Chemnitz
  186. Jürgen Lepine / Dortmund
  187. Integrationsagentur des Pädagogischen Zentrums e.V Aachen 
  188. Regine Reinalda / Dortmund
  189. Benjamin Arnoldt / Dortmund
  190. Andreas Koch / Stiftung Soziale Stadt / Dortmund

Anlagen: Konkrete Ungleichbehandlung ...

... auf der Flucht

Bereits auf der Flucht werden Menschen qua Herkunft und Aussehen unterschiedlich behandelt. Dies ist kein neues Phänomen, das sich an der Ungleichbehandlung von nicht-weißen Fliehenden aus der Ukraine zeigt, sondern die Kontinuität eines Umgangs mit Schwarzen Menschen und Menschen of Color, der sich bereits bei den letzten Fluchtbewegungen massiv zeigte – durch den Vergleich mit dem jetzigen Umgang mit ukrainischen Geflüchteten fällt diese rassistische Ungleichbehandlung aber besonders auf. 

... bei der Ankunft

Etliche Antdiskriminierungs-Beratungsstellen werden von einer Vielzahl von Geflüchteten aus der Ukraine aufgesucht. Bei den Betroffenen handelt es sich überwiegend um afrikanische Studierende aus der Ukraine. Sie flohen mit rechtmäßigem Aufenthalt vor demselben Krieg wie ukrainische Staatsangehörige und sollten in gleichem Maße wie ukrainische Staatsangehörige als Kriegsflüchtlinge behandelt werden.

... bei der Unterbringung

Im Vergleich der Unterbringung bzw. Wohnsituation von ukrainischen Geflüchteten und allen anderen Geflüchteten, zeigt sich erneut, wie nicht-weiß und nicht-christlich gelesene Menschen benachteiligt behandelt werden. Die Unterbringung von Ukrainer*innen erfolgt häufig durch privates Engagement von einzelnen Bürger*innen – im Asylverfahren ist dies gar nicht erst möglich, denn Menschen im Asylverfahren müssen in Landesunterkünften leben.

... bei Gesundheits- und Sozialleistungen

Während für Ukrainer*innen das Sozialgesetzbuch II (SGB II) und das SGB XII Anwendung finden, werden alle anderen Geflüchteten nach dem Asylbewerberleistungsgesetz (AsylbLG) behandelt. Daraus ergeben sich eine Reihe von Ungleichbehandlungen bezüglich Sozial- und Gesundheitsleistungen. Zum Beispiel bekommen Menschen, die unter das AsylbLG fallen, bei Unterbringung in Landesunterkünften 147,00 € in bar und ansonsten hauptsächlich Sachleistungen. Während für Menschen mit ukrainischem Pass seit 1. Juni 2022 ein Anspruch auf Sozialleistungen in Höhe von 449,00 € pro Person [808,00 € für (Ehe-)Paare] und Anspruch auf weitere Leistungen vom Jobcenter bzw. Sozialamt besteht.
 

... beim Zugang zu Bildung

Das Recht auf Bildung ist bereits seit 1948 in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte (AEMR) enthalten und wurde seither immer weiter ausdifferenziert. Es gilt als Schlüssel für den Zugang zu weiteren Menschenrechten. Denn Bildung ist eine wichtige Voraussetzung für die aktive politische, wirtschaftliche, soziale und kulturelle Teilhabe an Gesellschaft. Das Menschenrecht auf Bildung ist die Grundlage dafür, dass Menschen ihre Rechte kennen und aktiv ausüben oder einfordern können. Derzeit werden geflüchteten Kindern und jungen Menschen, die nicht aus der Ukraine geflüchtet sind, diese Bildungschancen systematisch verwehrt.

... beim Zugang zu Arbeit

Der Zugang zum Arbeitsmarkt ist eine grundlegende Voraussetzung für erwachsene Menschen, um finanziell unabhängig zu werden und sich eine Zukunft aufbauen zu können. Zu arbeiten kann dazu führen, sich selbstbewusst wahrzunehmen. Während Geflüchteten mit ukrainischem Pass der Zugang durch Anerkennung ihres Status, ihrer Zeugnisse und sogar noch nicht vorhandener Zeugnisse erleichtert wird, wird er anderen Menschen erschwert und verwehrt.
 

... im Alltag

Auch im Alltag machen geflüchtete Menschen sehr unterschiedliche Erfahrungen in Deutschland. Auch hier zeigt sich die systematische Ungleichbehandlung sehr praktisch in der Benachteiligung einiger, z.B. bei Bereitstellung von Informationen in bestimmten Sprachen, der Eröffnung eines Bankkontos, der Anerkennung von Führerscheinen oder bei Stellenausschreibungen.
 

... im Diskurs

Politiker*innen haben maßgeblichen Einfluss auf die Entwicklung von gesellschaftlichen Diskursen. Von Politiker*innen gehen Impulse aus, werden sprachliche Rahmen des „Sagbaren“ geschaffen und Grenzen gesetzt. Aus unserer Sicht stehen Sie mit in der Verantwortung eine Vorbildfunktion einzunehmen, insbesondere wenn es um die Einhaltung und Verteidigung von Menschenrechten geht.
 

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Vielen Dank!

..., indem Sie ihn unterzeichnen!

Wenn Sie die in unserem Brief beschriebenen Missstände ebenfalls problematisieren und mit uns fordern möchten, dass die rassistsiche Ungleichbehandlung endet, unterzeichnen auch Sie diesen Brief.

Wenn Sie uns etwas mitteilen möchten oder uns auf weitere Formen der Ungleichbehandlung aufmerksam machen möchten, können Sie mit Ihrer Unterschrift gerne eine Nachricht an uns senden.

Wir bitten Sie um Verständnis, das es einige Tage dauern kann, bis Ihre Unterschrift auf der Website erscheint.

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